Wartung von Rollenketten
Ein Rollenkettentrieb muss grundsätzlich bruch- und verschleißsicher ausgelegt werden.
Bei Umlenkung über Kettenräder führt die oszillierende Schwenkbewegung der Bolzen zu Reibung und damit zu unvermeidbarem Gelenkverschleiß – selbst bei korrekter Schmierung.
Die Norm DIN ISO 10823 liefert detaillierte Berechnungshinweise für Rollenkettentriebe.
Schmierung
Der Lauf der Kette um die Räder verursacht durch die Winkel-Gleitbewegung der Bolzen Verschleiß im Gelenk. Aus diesem Grund ist eine wirksame Schmierung unbedingt erforderlich.
1) ohne Schmierung
2) Erstschmierung, keine Nachschmierung
3) Nachschmierung, unzureichende Intervalle (phasenweiser Trockenlauf)
4) Nachschmierung, falscher oder verschmutzter Schmierstoff
5) optimale Schmierung
- Nachschmierung bestimmt 99 % der Lebensdauer
- 3 % Längung = Kettenlebensdauer 15.000 h oder länger
Grundprinzipien der Kettenschmierung
- Trotz korrekter Schmierung verlängert sich jede Kette im Betrieb.
- Nachschmierung ist entscheidend für Lebensdauer.
- Schmierfilm zwischen Bolzen ↔ Buchse minimiert Verschleiß.
Tipp: Bei neuen Anlagen ist es empfehlenswert, sich an die optimalen Nachschmierungsintervalle heranzutasten!
Verantwortlichkeiten
Beteiligter | Aufgabe |
Kettenhersteller | Erstschmierung, Empfehlung zur Nachschmierung |
Anlagenhersteller | Vorgaben zu Schmiermitteln & Intervallen, Zugangsstellen, Schmieranlagen |
Anwender | Einhalten der Vorgaben, ggf. Anpassungen zusammen mit Hersteller |
Kernkriterien
Betriebstemperatur (maßgebend)
Entscheidend ist die Temperatur im Kettengelenk während des Betriebs. Die Eignung eines Schmierstoffs ergibt sich aus seiner thermischen Stabilität und dem Erhalt der Schmiereigenschaften bei der jeweils passenden Viskosität.
Zur Kühlung der Kette eignen sich Öle in Verbindung mit einem geeigneten Schmierverfahren; die obere Gebrauchstemperatur des Öls darf nie überschritten werden.
INFO: Schmierstoffverluste bei höheren Temperaturen sind bei offenen Tribosystemen wie dem Kettengelenk konstruktionsbedingt und kein Mangel des Schmierstoffs.
Tipp: Ist Abtropfen bei höheren Temperaturen nicht akzeptabel, diese Anforderung ausdrücklich spezifizieren (Produkt- und Prozessauswahl daran ausrichten).
Viskosität (Schmierfilm vs. Fließfähigkeit)
Die Viskosität muss hoch genug sein, um zu schützen, gleichzeitig ausreichend fließfähig sein, um die Reibstellen zu erreichen.
Grundregeln:
- niedrige Gelenkflächenpressung, hohe Kettengeschwindigkeit → niedrige Viskosität
- hohe Gelenkflächenpressung, niedrige Kettengeschwindigkeit → hohe Viskosität
- niedrige Betriebstemperatur → niedrige Viskosität
- hohe Betriebstemperatur → höhere Viskosität
Öl oder Fett?
- Öle: Standard für kontinuierliche Nachschmierung
- Fette: Bevorzugt bei staubhaltiger Luft (z. B. Kalk, Talkum, Mehl)
Reibstellenbenetzung (Kriechfähigkeit)
Der Schmierstoff muss selbstständig in die Schmierspalte eindringen.
Falls nötig, kann die Viskosität beim Auftragen durch ein Lösemittel reduziert werden.
Einsatzbedingungen & Branchenanforderungen
- Feuchte/Spritzwasser: Schmierstoffe dürfen nicht abgewaschen werden, sollen kriechfähig sein und auch als Emulsion noch Korrosionsschutz bieten.
- Korrosive Medien: Korrosionsschutz ist besonders wichtig.
- Lebensmittelindustrie: Schmierstoffe müssen die lebensmittelrechtlichen Anforderungen erfüllen.
- Textilindustrie: Nichtklebende, tropffreie Öle einsetzen.
- Materialverträglichkeit: Elastomer-/Kunststoffverträglichkeit sicherstellen → Verträglichkeitstest erforderlich.
Betriebs- und Umweltaspekte
- Lebensdauerschmierung: Möglich, wenn die Gebrauchstemperatur des Schmierstoffs deutlich unterschritten wird sowie die Kettenbelastung und die gesamte Betriebszeit gering sind.
- Grundwassergefährdung: Informationen den Sicherheitsdatenblättern entnehmen.
- Allgemeine Umweltverträglichkeit: Wenn möglich, biologisch abbaubare und ökologisch verträgliche Produkte verwenden.
WKS‑Schmierstoffe (Werkslieferprogramm)
Anwendung/Branche | WKS‑Produkt | Temperatur | Basis & Eigenschaften |
Standard, hohe Anforderungen | WKS‑C | ‑10 bis +100 °C | Hochadditiviertes Fett |
Grifffest | WKS‑W | 0 bis +80 °C | Wachshaltiges Fett, nicht klebrig |
Korrosionsschutz | WKS‑D | ‑10 bis +80 °C | Dünnflüssiges Mineralöl mit Inhibitoren |
Lebensmittel | WKS‑H1 | ‑10 bis +140 °C | NSF‑H1‑gelistetes Öl |
Hohe Temperaturen/ Automobil | WKS‑Plus | ‑10 bis +240 °C | Synthetisches Ester‑Öl (Spray) |
Extreme Temperaturen | WKS‑HT | ‑10 bis +500 °C | Öl mit Graphit, > 300 °C Trockenschmierung |
Niedrige Temperaturen | WKS‑T | ‑55 bis +90 °C | Niedrigviskoses Synthese‑Öl |
Spray‑Nachschmierung | WKS‑Special | ‑10 bis +80 °C | Mineralöl‑Spray mit Additiven |
Weiterreichende Infos zur Schmierung finden Sie hier.
Prüfung von Rollenketten
Regelmäßige Inspektion verhindert ungeplanten Stillstand. Prüfen Sie:
- Verdrehte Bolzen/Presssitz-Verlust
- Steife oder geweitete Innenglieder
- Korrosion (Lochfraß, Spannungsrisse)
- Schmierungszustand (Reibrost)
- Brüche & Verschleiß durch Fremdeinwirkung
- Schräglauf (seitlicher Zahnverschleiß)
- Verschleißlängung (Aussonderungsgrenze)
- Kettenräder – Zustand der Zahnflanken
Grenzwerte Verschleißlängung:
Achsabstand nachstellbar | bis 5 m/s | max. 3 % Längung |
über 5 m/s | max. 1,5 bis 2 % Längung | |
Achsabstand fest | bis 2 m/s | max. 1,5 % Längung |
über 2 m/s | max. 0,8 % Längung | |
Kettenräder > 67 Zähne | max. 200/z in % |
Messen der Kettenlängung
- Kette so positionieren, dass der Umlenkbereich in der Messlänge liegt.
- Leicht belasten und spannen.
- Mithilfe eines Metermaßes Bolzen‑zu‑Bolzen‑Abstand über ≈ 1 m messen.
- Nennmaß = Gliederzahl × Teilung.
- Verschleißlängung = Messwert − Nennmaß.
- Relative Längung = (Verschleißlängung/Nennmaß) × 100 %.
Kettentausch
Bei Überschreiten der Aussonderungsgrenze Kette und Kettenräder ersetzen.
Eine durch Gelenkverschleiß länger gewordene Kette muss sich, um eine stabile, formschlüssige Lage auf den Zähnen des Rades zu finden, auf einen größeren Wirkdurchmesser verlagern. Nur auf diesem Durchmesser, den die Kette sich selbst sucht, tragen alle Zähne des Rades (innerhalb der Umschlingung) entsprechend einer geometrischen Reihe. Die ständige Verlagerung der Kette auf dem Rad (Einlauf der Rolle in den Fußkreis und anschließendes Gleiten der Rolle entlang der Zahnflanke auf den Wirkdurchmesser) ist in der Regel durch entsprechenden Zahnflankenverschleiß erkennbar, im fortgeschrittenen Stadium entstehen die typischen „Haifischzähne“. Dann besteht auch die akute Gefahr des Überspringens der Kette über die Zähne, weil der Wirkdurchmesser bereits in der Nähe des Zahnkopfes liegt.
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